KV – Verein für zeitgenössische Kunst


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Jahresprojekt 2019

DU KOMMST AUCH NOCH IN MODE*
Mai – November 2019


Mode tritt vor allem als Kleidung in Erscheinung, und als solche ist sie Gegenstand kultureller Praktiken. Oft genug unterlaufen diese die Funktionalität der Kleidung und bedienen sich Strategien der Veröffentlichung und Verbreitung. Modisch zu sein bedeutet somit in seiner Essenz in einem engeren oder weiteren Rahmen sichtbar und damit auch öffentlich und populär zu werden. Zu diesen Sichtbarkeiten der Mode müssen wir uns verhalten. Wir können sie uns aneignen oder adaptieren, wir können uns ihnen verweigern und Gegenentwürfe gestalten, die möglicherweise selbst Moden werden. Wir laufen Gefahr, out zu sein, wenn wir verpasst haben, was in ist. Wir können – wie Walter Benjamin vorschlug – in der Mode die Flaggensignale des Zukünftigen zu lesen versuchen oder sie für die reinste Form der Gegenwärtigkeit halten, wir können sie als wichtigsten Agenten für die vielfältigen Prozesse der Generierung von individuellen und kollektiven Identitäten verstehen oder als Blaupause für die Zyklen spätkapitalistischer Produktion.

„Du kommst auch noch in Mode“ will die Wechselbeziehungen zwischen Mode(entwürfen) und korrespondierenden gesellschaftlichen Strukturen sozialer Wertbildungsprozesse erforschen und lesbar machen. Das Projekt geht dabei von der Hypothese aus, dass mit einer tieferen Kenntnis über die Prozesse und Praktiken der Mode auch ein erweitertes Verständnis für das Populäre und das Populistische verbunden sind. Popularität kann in den Diskursen kultureller Legitimation gleichermaßen als Ausweis von Erfolg und als publikumswirksamer Opportunismus bezeichnet werden. Doch was macht Popularität eigentlich aus? Welche ästhetischen Strategien lassen sich damit in Zusammenhang bringen? Wer und was wird von wem gesehen? Wie und in welchem Verhältnis zeigen sich Intentionen und Konsequenzen? Was sind Strategien des Öffentlichwerdens, wie können sie angeeignet, gegen sich verkehrt und neu gedacht werden? Welche Eigenschaften und „Formen“ werden in der Veröffentlichung kommuniziert; und welche nicht? In welchem Wechselverhältnis stehen die dominierenden Logiken des vor allem technischen Fortschritts mit dem Populären?

Der Schwerpunkt des Projektes liegt auf prozessorientierten Arbeits- und Produktionsweisen, die eine enge Zusammenarbeit der eingeladenen Protagonist*innen mit dem KV zur Grundlage haben. Der KV erweist sich dabei als ein spontaner, wandlungsfähiger Ort, der die künstlerischen Arbeiten mit jeweils unterschiedlichen Raum- und Öffentlichkeitsstrategien sowie Handlungsanweisungen ins Verhältnis setzt. Dabei dient das „Prinzip Mode“ als Modell, welches das unauflösbare und widersprüchliche Wechselverhältnis zwischen Verheißung und Bedrohung veranschaulicht, das im Titel des Projekts bereits anklingt.

Mit: Anonym (@Neurotic Arsehole), Sebastian Burger, Verena Dengler, Anke Dyes, Loretta Fahrenholz, Frankfurter Hauptschule, Adam Harvey, Michael Kleine, Olaf Habelmann, Johanna Maxl, Sascha Moros, Muss Sterben, Henrike Naumann, Sunny Pudert, Jovana Reisinger, Teresa Rudolf, Caspar Sänger, Andrzej Steinbach, Aleen Solari, Translib, Türsteher*innenkollektiv Institut für Zukunft, Elisa Tzedakis, tba.

Ein Projekt von: Diana Felber, Louis Hay, Anna Lena von Helldorf, Peter Hermans, Anna Jehle, Eva Kallweit, Katharina Köhler, Daniel Niggemann, Teresa Rudolf, Caspar Sänger, Kilian Schellbach, Juliane Schickedanz, Jens Triebel und Anna Voswinckel.

* Titel eines Plakats von Martin Kippenberger (1953–1997)

DU KOMMST AUCH NOCH IN MODE* (engl.: You will also be in fashion)
May – November 2019


Above all, fashion appears as clothing, and as such, it is the subject of cultural practices. Often, these practices undermine the functionality of clothing and work with strategies of publication and distribution. To be fashionable therefore means to be visible in its essence in a narrower or wider context and thus also to become public and popular. We have to behave towards these visuals of fashion. We can adopt or adapt them, we can refuse them and make alternative designs that may even become fashions themselves. We are in danger of being out if we missed what is in. We can – as Walter Benjamin suggested – try to read the flag signals of the future in fashion or consider them the purest form of presence, we can understand them as the most important agents for the manifold processes of generating individual and collective identities, or as a blueprint for the cycles of late capitalist production.

“Du kommst auch noch in Mode” wants to explore and make legible the interrelations between fashion(designs) and corresponding social structures of social value-forming processes. The project is based on the hypothesis that a deeper understanding of the processes and practices of fashion also implies an expanded understanding of the popular and the populist. In the discourses of cultural legitimacy, popularity can be described both as a sign of success and as an opportunism that appeals to the public. But what makes popularity? Which aesthetic strategies can be associated with it? Who and what is seen by whom? How and in what relation do intentions and consequences manifest themselves? What are strategies of becoming public, how can they be appropriated, turned against and re-thought? What attributes and “forms” are communicated through the publication, and which are not? What is the relationship between the dominating logics of above all technical progress of the popular?

The focus of the project is on process-oriented working and production methods, which are based on a close cooperation of the invited protagonists with the KV. The KV proves to be a spontaneous, versatile place, which sets the artistic works in relation to different spatial and public strategies as well as handling instructions. In doing so, the “principle of fashion” serves as a model, which illustrates the irresolvable and contradictory interrelationship between promise and threat, which is already hinted at in the title of the project.

With: Anonym (@Neurotic Arsehole), Sebastian Burger, Verena Dengler, Anke Dyes, Loretta Fahrenholz, Frankfurter Hauptschule, Adam Harvey, Michael Kleine, Olaf Habelmann, Johanna Maxl, Sascha Moros, Muss Sterben, Henrike Naumann, Sunny Pudert, Jovana Reisinger, Teresa Rudolf, Caspar Sänger, Andrzej Steinbach, Aleen Solari, Translib, Türsteher*innenkollektiv Institut für Zukunft, Elisa Tzedakis, tba.

A project by: Diana Felber, Louis Hay, Anna Lena von Helldorf, Peter Hermans, Anna Jehle, Eva Kallweit, Katharina Köhler, Daniel Niggemann, Teresa Rudolf, Caspar Sänger, Kilian Schellbach, Juliane Schickedanz, Jens Triebel und Anna Voswinckel.

* title of a poster by Martin Kippenberger (1953–1997)